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NEWSLETTER Juni 2015

Themen dieser Ausgabe:

Mit Soldaten gegen Schleuser?
LGBTI in Ghana und Senegal: keine sicheren Herkunftsländer
Rohingya-Flüchtlinge: EU muss Druck auf Myanmar erhöhen
Jenseits von Blatter - Sport und Menschenrechte
Menschenhandel effektiver bekämpfen
Sexualisierte Gewalt stoppen
Usbekistan: Zehn Jahre nach dem Massaker
Biologische Vielfalt und das Recht auf Nahrung
Mein Europatag 2015
Gleich nebenan: In Memoriam
Internationale Frauenliga - Termine
Termine
Press Corner

 

Mit Soldaten gegen Schleuser?

Schiffe versenken, Werften bombardieren, Zivilisten angreifen – stellt man sich vor, wie moderne Flüchtlingsabwehr in der EU künftig aussehen könnte, haben wir es mit einem regelrechten Kriegsszenario zu tun. Um Schlepperbanden zu bekämpfen, vereinbarten die EU-Außen- und Verteidigungsminister Mitte Mai einen Drei-Stufen-Plan, der auch militärische Schritte vorsieht. Zunächst sollen Drohnen und Satelliten die Infrastruktur von Schleppern an der libyschen Küste ausspähen, dann Schleuserschiffe beschlagnahmt werden. In einem dritten Schritt will man mit militärischen Mitteln Werkstätten, Häuser und andere mutmaßliche Stützpunkte von Schleppern zerstören. Das alles hat nichts mit dem Schutz von Flüchtlingen zu tun. Die Schleuser machen ihr mörderisches Geschäft, weil Flüchtlinge von ihnen abhängig sind. Da es sich um militärische Aktionen handelt, braucht die EU ein UN-Mandat, das auf dem Kapitel 7 der UN-Charta basiert. Dieses Kapitel ermöglicht Militäreinsätze, wenn der Frieden bedroht ist oder die EU angegriffen wird. Der Plan vermittelt also eine fürchterliche Botschaft: Flüchtlinge sind ein Sicherheitsproblem.

Gemeinsam mit den militärischen Plänen will die EU einige Projekte in Angriff nehmen, die auf den ersten Blick vernünftig klingen. So soll künftig eine Quotenregelung eingeführt und die Aufnahme von Flüchtlingen gerechter verteilt werden. Zunächst will man etwa 40.000 Menschen von Italien und Griechenland in andere Mitgliedstaaten bringen. Da die beiden Länder völlig überlastet sind, ist das eine sinnvolle Maßnahme. Zugleich zeigt sie, dass das Dublin-System gescheitert ist. Die Regelung, nach der die Anträge von Flüchtlingen in deren Einreiseland in die EU bearbeitet werden müssen, schafft eine vollkommen ungerechte Verteilung, die insbesondere den Schutzsuchenden schadet. Wir brauchen neue Verteilungsmechanismen, die Flüchtenden ein Mitspracherecht einräumen: Ein französischsprachiger Asylbewerber aus Kamerun, dessen Schwester in Paris lebt, sollte nicht nach Kopenhagen oder Warschau geschickt werden. Dass Großbritannien, Ungarn, Tschechien und weitere Staaten bereits ihren Widerstand gegen die Verteilungspläne angekündigt haben, führt leider vor Augen, wie wenig Bereitschaft bei viele Regierungen besteht, Verantwortung zu übernehmen.

Rund 20.000 Menschen, die auf internationalen Schutz angewiesen sind und perspektivlos in Flüchtlingslagern festhängen, sollen zudem in der EU angesiedelt werden. Das ist ein richtiger Schritt, dennoch sollten die Europäer angesichts der katastrophalen Verhältnisse etwa in Syrien wesentlich mehr Aufnahmebereitschaft zeigen. Auch Deutschland hat größere Kapazitäten. Allein während des Bosnien-Krieges haben wir in den 1990er Jahren 350.000 Menschen aufgenommen. Deutschland ist deshalb nicht, wie Konservative jetzt demagogisch warnen, zusammengebrochen.

Dazu mein Kommentar in der taz vom 22. Mai


LGBTI in Ghana und Senegal: keine sicheren Herkunftsländer

Wenn von „sicheren Herkunftsländern“ die Rede ist, sind meistens die drei Staaten gemeint, die der ohnehin fragwürdigen Liste zuletzt auf noch fragwürdigere Weise hinzugefügt wurden: Serbien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina. Doch auch der Senegal und Ghana gelten in Deutschland als sicher, was dazu führt, dass Asylanträge von Staatsangehörigen dieser beiden Länder grundsätzlich als „unbegründet“ eingestuft werden.

Dabei werden in beiden Ländern auch weiterhin einvernehmliche gleichgeschlechtliche Handlungen bestraft. Im Senegal kam es in jüngster Vergangenheit zu mehreren Verurteilungen und Freiheitsstrafen. Darüber hinaus gilt die Strafnorm in beiden Ländern als Vorwand für gewaltsame Übergriffe auf Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und Intersexuelle.

Gemeinsam mit meinen Bundestagskollegen Luise Amtsberg, Tom Koenigs und Volker Beck – von ihm ging die gesamte Initiative aus – haben wir deshalb nun die EU-Kommission aufgefordert, ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland zu prüfen. Die Richtlinie 2013/32/EU schreibt vor, dass ein Land nur dann als „sicher“ eingestuft werden darf, wenn generell und durchgängig keine Verfolgung herrscht. Die Androhung und Verhängung von Freiheitsstrafen infolge von einvernehmlichen gleichgeschlechtlichen Handlungen zeigt, dass das in Ghana und im Senegal nicht der Fall ist. Die Einstufung als „sicher“ war deshalb europarechtswidrig und sollte rückgängig gemacht werden!

Nun ist es an der EU-Kommission, unseren Antrag zu prüfen und entsprechend Stellung zu beziehen.

Der Brief ist hier abrufbar >>>


„Rohingya-Gipfel“ in Thailand: EU muss Druck auf Myanmar erhöhen

Mindestens 7000 Menschen aus Bangladesch und Myanmar trieben in den letzten Wochen auf einfachen Kähnen über das Bengalische Meer und hofften darauf, dass sie in Thailand, Malaysia oder Indonesien aufgenommen werden. Viel zu spät zeigten sich dann zumindest die indonesische und die malaysische Regierung bereit, Flüchtlinge zu retten. Aufgrund der katastrophalen Lage fand in Bangkok am 29. Mai ein Gipfel zur Flüchtlingspolitik im südostasiatischen Raum statt, an dem sich 17 Staaten beteiligten. Auch wenn auf dem Treffen nichts Konkretes vereinbart wurde, war es ein erster wichtiger Schritt. Die beteiligten Staaten dürfen das Problem nicht auf das UN-Flüchtlingswerk abschieben, denn sie tragen selbst Verantwortung. Keines der betroffenen Länder hat die Genfer Flüchtlingskonvention unterzeichnet, und auch das ASEAN-Bündnis hat bisher kein Regelwerk für den Umgang mit Migration und Flucht geschaffen. Dafür wird es höchste Zeit.

Vor allem aber darf die Diskriminierung und Verfolgung der muslimischen Rohingya-Minderheit nicht aus dem Blick geraten. Auch die von den ASEAN-Staaten verteidigte Nicht-Einmischung in die Angelegenheiten andere Länder rechtfertigt nicht die Toleranz gegenüber Menschenrechtsverletzungen in Myanmar. Diese Ignoranz ist eine Einladung für das Regime, an der Verfolgung der Rohingya festzuhalten. Noch immer hat die Minderheit kein Recht auf eine Staatsbürgerschaft. Solange die Regierung ihre Politik nicht ändert, schafft sie den Boden für weitere Angriffe. Es spricht für sich, dass Staatschef Thein Sein seine Teilnahme am Gipfel davon abhängig gemacht hat, dass der Name Rohingya nicht genannt wird.

Die EU hat bereits 2012 ihre Sanktionen gegen das Militärregime in Myanmar aufgehoben, um damit erste Reformschritte zu belohnen. Das war voreilig, denn der Menschenrechtsschutz kommt dort weiterhin nur schleppend voran. Auch deshalb erleben wir jetzt das Flüchtlingsdrama im Golf von Bengalen. Die EU muss ihren Druck gegen das Regime wieder erhöhen, bis sich die Menschenrechtssituation tatsächlich verbessert hat.


Jenseits von Blatter: Sport und Menschenrechte

Freiheit für Leyla YunusAm 6. Mai fand im Menschenrechtsausschuss des Europäischen Parlaments eine weitere Anhörung rund um das Thema „Sport und Menschenrechte“ statt. Einmal mehr ging es dabei um die Frage, wie soziale, ökologische und menschenrechtliche Aspekte bei der Vergabe von Sportgroßveranstaltungen einfließen können. Für mich ist klar: IOC, FIFA und Konsorten dürfen nicht länger nur wirtschaftliche Interessen berücksichtigen, sondern müssen endlich auch messbare soziale und menschenrechtliche Standards beachten. Mit Blick auf die WM 2018 in Russland und die WM 2022 in Katar gilt zudem: Sollte sich der Verdacht bestätigen, dass der Zuschlag nur aufgrund von Bestechungsgeldern zustande kam, ist eine Neuvergabe die einzige Option.

Dank der Initiative meiner österreichischen Kollegin Ulrike Lunacek war auch Dinara Yunus zu Gast im Parlament. Dinara ist die Tochter von Leyla und Arif Yunus, die in Aserbaidschan vor gut einem Jahr festgenommen wurden und (ohne Anklage) weiterhin in Haft sind – auch, weil sie sich kritisch zu den im Juni stattfindenden „European Games“ in Baku geäußert hatten. Dinara berichtete über die besorgniserregende Situation ihrer Eltern und machte erneut deutlich, welchen negativen Einfluss Sportgroßveranstaltungen auf die Menschenrechtslage vor Ort haben können. Die Behauptung der Verbände, die internationale Aufmerksamkeit führe automatisch zu einer Verbesserung, war schon für Peking und Sotschi falsch; Baku und Katar reihen sich nahtlos in die Liste ein.

Im Europaparlament diskutierten wir in diesen Tagen über die "European Games". Leider fehlte bei der Abstimmung eine Stimme, um eine Resolution zu verabschieden. Das ist schade, denn damit hätten wir ein deutlicheres Zeichen gegen die schlechte Menschenrechtslage im Land gesetzt.

Dennoch: Dass der ewige FIFA-Chef Sepp Blatter jetzt zurückgetreten ist, ist ein erfreulicher Schritt. Aber natürlich dürfen wir uns nichts vormachen: Bis das korrupte "System Blatter" überwunden ist, liegt noch ein langer Weg vor uns.

Ein ausführliches Video zur Arbeit der Grünen im Europäischen Parlament zu den „European Games“ in Baku kann unter https://www.youtube.com/watch?v=4C1FG4eghLg&feature=youtu.be abgerufen werden.


Menschenhandel effektiver bekämpfen

Am 7. Mai hatten wir den ersten Austausch zu meinem Menschenhandels-Bericht im Unterausschuss für Menschenrechte. Der Bericht soll voraussichtlich Anfang des Jahres 2016 im Europäischen Parlament abgestimmt werden und behandelt das Thema Menschenhandel in den EU-Außenbeziehungen. Es gibt kein Land, das nicht von Menschenhandel betroffen ist. Deshalb werde ich mich als Berichterstatterin  auch mit allen Regionen dieser Welt außerhalb von Europa beschäftigen und alle Facetten dieses vielschichtigen Phänomens einbeziehen.

Es wird also um Arbeit unter sklavenähnlichen Bedingungen, sexuelle Ausbeutung, Kinderarbeit und Menschenhandel zum Zwecke von Betteltätigkeiten oder Organentnahme gehen. Ich möchte versuchen, wesentliche Trends in verschiedenen Ländern zu untersuchen und dabei auch einen Unterschied zwischen Herkunfts- Ziel und Transitländern machen. Ein Schwerpunkt wird auf besonders gefährdeten Gruppen wie Frauen, Kinder, MigrantInnen, Staatenlose etc. liegen. Ziel des Berichts ist es, die Politik der EU im Bereich Menschenhandel in Drittstaaten unter die Lupe zu nehmen, Schwachpunkte zu identifizieren und Empfehlungen zur effektiveren Bekämpfung des Menschenhandels in den EU-Außenbeziehungen zu geben.


Sexualisierte Gewalt stoppen

Kongress „Women Stop War“ der Internationalen FrauenligaAnlässlich des hundertsten Geburtstags der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit nahm ich Ende April an der Konferenz "Women Stop War" in Den Haag teil. Der Workshop, den ich zusammen mit dem European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR), der Coalition for the International Criminal Court (CICC) und der kolumbianischen Frauenorganisation Sisma Mujer organisiert habe, beschäftigte sich mit dem Thema Straflosigkeit im Kontext sexualisierter Gewalt in bewaffneten Konflikten.

Im Konkreten sprachen wir über Kolumbien. Es wurde eine sogenannte Kommunikation beim Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) eingereicht. Die Chefanklägerin Fatou Bensouda soll prüfen, ob es möglich ist, die von Soldaten der kolumbianischen Armee verübte sexuelle Gewalt an Zivilistinnen und Zivilisten als Verbrechen gegen die Menschlichkeit strafrechtlich zu verfolgen.

Sexualisierte Gewalt wird in bewaffneten Konflikten häufig angewandt, um strategische Ziele durchzusetzen. Dazu gehören zum Beispiel die Unterwerfung bestimmter Bevölkerungsgruppen oder die Vertreibung von Menschen. Sie muss im Zusammenhang struktureller gesellschaftlicher Diskriminierung von Frauen betrachtet werden.

In den letzten Jahren ist viel geschehen. Einige weitreichende UN-Resolutionen im Bereich Frauen, Sicherheit und Frieden wurden verabschiedet und die IStGH-Chefanklägerin hat jüngst ein Policy-Paper über das Thema veröffentlicht. Allzu oft aber scheitert der gute Willen an der Umsetzung. Die meisten dieser Verbrechen werden nach wie vor nicht gemeldet, weil die Betroffenen Angst vor Vergeltungsmaßnahmen oder Stigmatisierung haben. Oder, weil sie fürchten, das Trauma noch einmal durchleben zu müssen. Häufig besteht auch kein Vertrauen in bestehende staatliche Strukturen. Das hält viele Opfer davon ab, sich an die Behörden zu wenden. Auch das schafft ein Klima der Straflosigkeit.

Um die Straflosigkeit zu beenden, braucht es eine effektive strafrechtliche Verfolgung der Täter. Dafür muss in vielen Ländern der Justiz- und Sicherheitsapparat reformiert werden. Es gilt aber auch, umfangreichende Maßnahmen einzuleiten, um die Opfer zu schützen. Diese müssen Zugang zu adäquater gesundheitlicher und psychologischer Betreuung, ein faires juristisches Verfahren sowie eine Entschädigung erhalten.


Usbekistan: Zehn Jahre nach dem Massaker

Zehn Jahre ist es nun her, dass usbekische Sicherheitskräfte in Andischan ein Massaker verübten. Am 13. Mai 2005 schossen sie auf Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Großdemonstration und töteten mehrere hundert Menschen. Die Menschenrechtslage in dem Land ist auch heute noch unerträglich. Journalisten werden verfolgt, kritische Medien zensiert, Gefangene gefoltert. Homosexuellen drohen mehrjährige Haftstrafen, über zwei Millionen Erwachsene und Jugendliche müssen jeden Herbst auf Baumwollfeldern Zwangsarbeit verrichten.

Sowohl die EU als auch Deutschland nehmen diese Verhältnisse hin. Vor allem die Bundesregierung hat dafür gesorgt, dass die nach dem Massaker verfügten EU-Sanktionen gegen Usbekistan schon 2009 wieder aufgehoben wurden. Das ist nicht verwunderlich, schließlich unterhält die Bundeswehr im usbekischen Termez eine Militärbasis, die für Nato-Operationen von großer Bedeutung ist.

Letztes Jahr haben wir im Parlament der EU-Kommission eine eindeutige Deadline gesetzt: Bis zum zehnten Jahrestag des Massakers muss das Land Fortschritte im Kampf gegen Folter und andere Menschenrechtsverletzungen machen. Sollte das nicht der Fall sein, müssen die Europäer im UN-Menschenrechtsrat auf Maßnahmen drängen, die Usbekistan unter Druck setzen. Dieser Zeitpunkt ist nun gekommen, doch die EU hat noch immer keine Strategie entwickelt. Im Gegenteil: Sie nimmt die katastrophale Lage schweigend hin und trägt so dazu bei, dass weiter politische Gefangene gefoltert und Jugendliche zu menschenunwürdiger Feldarbeit gezwungen werden.


Biologische Vielfalt und das Recht auf Nahrung

©www.menschenrechtaufnahrung.org
©www.menschenrechtaufnahrung.org

Am 18. Mai 2015 konnte ich an einer besonders spannenden Diskussionsrunde im Rahmen des Nürnberger Konvents zum "Menschenrecht auf Nahrung durch die Bewahrung der biologischen Vielfalt" teilnehmen. Mit auf dem Podium waren die UN-Sonderberichterstatterin für das Recht auf Nahrung, Dr. Hilal Elver, der BMZ- Staatssekretär Thomas Silberhorn und der Vorsitzende des Bund Naturschutz, Dr. Hubert Weigert. Michael Windfuhr vom Deutschen Institut für Menschenrechte moderierte das Podium.

Das Menschenrecht auf Nahrung zählt zu den am stärksten verletzten Menschenrechten weltweit. Verankert im Sozialpakt der Vereinten Nationen verpflichtet es Staaten dazu, strukturelle Rahmenbedingungen für den Zugang zu Ressourcen zur Produktion von Nahrung sowie finanzielle Mittel zum Erwerb von Nahrung zu schaffen. Die Erfüllung des Rechts auf Nahrung wird aber nicht nur durch das Fehlen struktureller Rahmenbedingungen behindert, sondern immer mehr auch durch den Rückgang der biologischen Vielfalt in der Welt. Das UN-Entwicklungsprogramm warnt, dass die Anzahl der von Hunger bedrohten Menschen durch das aktuelle Ausmaß der Umweltzerstörung bis 2050 um 10-20 Prozent ansteigen könnte.

Mit dem Rückgang der Biodiversität Hand in Hand geht die Ausbreitung der sogenannten grünen Revolution: Anbau ertragreicher Monokulturen, intensivere Bewässerung, Mechanisierung der landwirtschaftlichen Produktion, Verwendung stickstoffhaltiger Dünger und Pestizide. Hierbei kann zwar kurzfristig mehr Nahrung produziert werden, langfristig muss jedoch mit ökologisch bedingten Einbußen gerechnet werden. Das erscheint umso beunruhigender, da der Hunger in der Welt auch weiterhin kein Problem der Produktion, sondern vielmehr der Umverteilung ist.

Neben den verheerenden Umweltbelastungen treibt die industrialisierte Landwirtschaft die Kleinbauern weltweit in eine verstärkte Abhängigkeit von Staat und Unternehmen. Schätzungsweise 75 Prozent der Hungernden und Mangelernährten dieses Planeten leben in ländlichen Gebieten. Kleinbauern und die Landbevölkerung sind somit die am meisten von Hunger gefährdete Gruppe.

Erst wenn ärmere Bevölkerungsgruppen, vor allem auf dem Land, einen sicheren Zugang zu Nahrung bekommen, kann das globale Hungerproblem langfristig angegangen werden. Daher müssen die Rechte von Kleinbauern völkerrechtlich gestärkt werden. Ein Verbot von Patenten auf Saatgut wäre ein erster Schritt von vielen.


Mein Europatag 2015

Foto: Erol Gurian.
Im Gespräch mit dem Leiter der Vertretung des Europäischen Parlaments in München, Jochen Kubosch, der Europaabgeordneten Monika Hohlmeier sowie Birgit Kappel vom Bayerischen Rundfunk. Foto: Erol Gurian.

Auch in diesem Jahr erinnerten die Feierlichkeiten rund um den Europatag am 9. Mai an den Frieden und die Einigkeit in Europa. Mit Blick auf die Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer standen aber auch die Asyl- und Migrationspolitik der EU im Zentrum der Debatten.

Ich war erneut in Bayern unterwegs, wo ich unter anderem mit SchülerInnen des Maria-Ward-Gymnasiums in München sowie des Hildegardis-Gymnasiums in Kempten interessante Diskussionen führen durfte. In Augsburg und München kam ich zudem mit Bürgerinnen und Bürgern bei den offiziellen Feierlichkeiten ins Gespräch.

Gemeinsam mit Monika Hohlmeier von der CSU sprach ich im Rahmen der BR-Produktion "Jetzt red I" auf dem Münchner Marienplatz über die EU-Flüchtlingspolitik sowie die Situation der Roma in der EU und ihren Nachbarstaaten. 70 Jahre nach Kriegsende bleibt festzuhalten: Vieles in Europa hat sich zum Positiven gewandelt. Jedoch sind immer noch Menschen von Ausgrenzung und Verfolgung betroffen. Roma werden in vielen europäischen Staaten systematisch ausgegrenzt. Vor dieser Verletzung der Grundrechte dürfen wir nicht die Augen verschließen. Wir müssen verstärkt Verantwortung dafür übernehmen, wenn sich diese Menschen hilfesuchend an uns wenden.


 Gleich nebenan: In Memoriam

Mit Wilhelm Weinbrenner von der Aktionsgruppe in Obergünzburg, (c) Foto Gerd Ullinger
Mit Wilhelm Weinbrenner von der Aktionsgruppe in Obergünzburg, (c) Foto Gerd Ullinger

Als Schirmfrau der Ausstellung "Gleich nebenan: In Memoriam" über das schreckliche Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten war ich am 4. Mai zu Gast in Obergünzburg. Eine breites Aktionsbündnis hatte die Ausstellung von Prof. Michael von Cranach, der von 1980 bis 2006 Leiter des Bezirkskrankenhauses Kaufbeuren/Irsee gewesen war, ins Allgäu gebracht. Deutschlandweit fielen 250 000 Menschen dem Euthanasieprogramm der Nazis zum Opfer. Über 2000 wurden aus der damaligen Kreis-, Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren/Irsee in die Tötungsanstalten geschickt oder direkt vor Ort ermordet.

Unsere Diskussion fokussierte sich eingangs auf die Bedeutung der Erinnerungskultur bei schwersten Menschenrechtsverletzungen. Für Opfer und deren Familien nimmt die Anerkennung des Unrechts in der Tat eine zentrale Rolle in der Aufarbeitung ihres Traumas ein. Das Erinnern an die begangenen Verbrechen hat darüber hinaus gesamtgesellschaftliche Bedeutung. Da es heute kaum noch Zeitzeuginnen und -zeugen gibt, die persönlich von ihrer Geschichte berichten können, wird es immer schwieriger werden, die Erinnerung lebendig zu halten und das Wissen um den systematischen Massenmord an die Jüngeren weiterzugeben. Umso wichtiger ist diese Ausstellungsinitiative!

Im Anschluss diskutierten wir über die Frage, wie unsere Gesellschaft heute mit geistig behinderten und psychisch erkrankten Menschen umgeht, und wie es um die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention steht. Viele der Anwesenden konnten hier aus ihren eigenen Erfahrungen berichten. Gleichzeitig ging es um die Frage, wie gute Inklusion gelingen kann.

Und auch ein konkretes Ergebnis gibt es zu vermelden. Seit vielen Jahren erinnert der Bundestag am Holocaust-Gedenktag an die verschiedenen Opfergruppen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Die Morde an kranken und behinderten Menschen sind bislang jedoch noch nicht explizit Thema dieser Gedenkstunde gewesen. Prof. von Cranach wird deshalb an den Bundestag herantreten und hier einen Vorschlag machen. Erste Signale aus dem Büro der BT-Vizepräsidentin Claudia Roth lassen hoffen.


Meine neue Webseite ist online! Einfach anschauen:
http://www.barbara-lochbihler.de


100 Jahre Frauenliga - Termine

Vor 100 Jahren wurde mitten im ersten Weltkrieg in Den Haag die Internationale Liga für Frieden und Freiheit (IFFF) gegründet. Die IFFF richtet sich gegen alle Formen von Krieg und Gewalt. Sie hat bereits 1915 "Grundsätze für einen dauerhaften Frieden" erstellt, die heute noch von hoher Aktualität sind.

In München veranstaltet die IFFF zum 100. Bestehen folgende Aktionen, an denen ich mich zum Teil beteilige:

12. Juni, 17.00 Uhr: Vernissage der Ausstellungen MENSCHENHANDEL und "Unaufhörlich für den Frieden" Gasteig, Rosenheimer Str. 5, Foyer vor dem Vortragssaal der Bibilothek mit Barbara Lochbihler, MEdP

19. Juni, 18.00 Uhr: Festakt im Alten Rathaussaal München, Marienplatz 15
Einlass ab 17:30 Uhr - bitte anmelden: http://www.wilpf.de/100-jahre-wilpf/anmeldung.html
Festvortrag: Dr. Sabine Schiffer - Präsenz von Frauen in Medien - eine optimistische Fehleinschätzung und Barbara Lochbihler über die Internationale Frauenliga und das Engagement für Gleichberechtigung*Entwicklung*Frieden

20. Juni, 10.00 Uhr: Symposium im Gasteig München, Bibliothekssaal, Rosenheimer Straße 5: Symposium mit verschiedenen Workshops

21. Juni, 10.30 Uhr: Stadtrundgang - Frauenrechtlerinnen und Friedensaktivistinnen in München Link zur Anmeldung: http://www.wilpf.de/100-jahre-wilpf/anmeldung.html

Die IFFF freut sich auf zahlreiches Erscheinen und bitten zur besseren Organisation um vorherige Anmeldung.


Weitere Termine

26. Juni, 10:30 Uhr: Treffen mit den Vorsitzenden der Nationalen Stelle zur Verhütung von Folter, Wiesbaden

10. Juli, 16:00 Uhr: Podiumsdiskussion "Wozu die EU", Europäisches Haus Pappenheim

4. August, 19:00 Uhr: Ausstellungseröffnung "Menschenhandel: Situation, Rechte und Unterstützung in Deutschland", Augsburger Rathaus, Augsburg

5. August, 16:30 Uhr: Bürgersprechstunde bei Europe Direct Augsburg

5. August, 19:00 Uhr: Podiumsdiskussion "Humanitäre Krise in Syrien und Irak. Europa in der Verantwortung", Rathaus Augsburg

8. - 16. August: Infostand Allgäuer Festwoche, Kempten


Press Corner

Sport will nichts ändern - FAZ vom 5. Juni 2015: http://www.faz.net/aktuell/sport/sportpolitik/aserbaidschan-sport-will-nichts-aendern-13578632.html

Und was ist mit Russland? - zeit-online vom 1. Juni 2015, http://www.zeit.de/sport/2015-06/russland-wm-2018-fifa

Asien - Hoffnung für Flüchtlinge - Süddeutsche Zeitung vom 21. Mai 2015, http://www.sueddeutsche.de/politik/asien-hoffnung-fuer-fluechtlinge-1.2489444

Der Drei-Stufenplan ist nicht durchdacht - Deutschlandfunk, 19. Mai 2015: http://www.deutschlandfunk.de/eu-fluechtlingspolitik-der-drei-stufen-plan-ist-nicht.694.de.html?dram:article_id=320176

Befehlskette gegen die Menschlichkeit - FAZ vom 15. Mai 2015: http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/naher-osten/beweismaterial-fuer-anklageschrift-gegen-baschar-al-assad-13592789.html

Menschenrechtler warnen vor Militäraktionen - Frankfurter Rundschau vom 11. Mai 2015:http://www.fr-online.de/flucht-und-zuwanderung/kampf-gegen-schlepper-menschenrechtler-warnen-vor-militaeraktionen,24931854,30676160.html

EU-bittet um Hilfe im Kampf gegen Schleuser - FAZ vom 11. Mai 2015: http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/eu-bittet-um-hilfe-im-kampf-gegen-schlepper-13587906.html

Festgenommen und verhört - Deutsche Welle vom 8. Mai 2015: http://www.dw.de/festgenommen-und-verh%C3%B6rt/a-18439685

Ein Brief an den König - Die Zeit, 7. Mai 2015: http://www.zeit.de/2015/19/raif-badawi-blogger-saudi-arabien-eu-parlament-hilfe

Ein Jahrhundert gegen Militarismus - Neues Deutschland vom 29. April 2015: http://www.neues-deutschland.de/artikel/969504.ein-jahrhundert-lang-gegen-den-militarismus.html

 

Viele weitere Pressebeiträge findet ihr auf meiner Webseite: www.barbara-lochbihler.de

 


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